Die ersten 9 Pilgertage liegen hinter mir und ich habe bereits viel lernen können. In einer kurzen Zwischenbilanz möchte ich die bisherigen Lektionen festhalten.
1. Ohne Hirschtalg geht gar nichts! Die fettige Creme ist jedem passionierten Wanderer altbekannt und vielseitig einsetzbar: Als "zweite Haut" über den Fuß, Behandlung von Reibstellen unter den Achseln oder Oberschenkeln - der Hirschtalg kann dir sogar "den Arsch retten".
2. Wenig überraschend aber doch eindrücklich: Nicht Geschwindigkeit sondern Konstanz! Pro Stunde schaffe ich etwa 4 bis 4,7 km - daran ändert sich wenig. Wenn man weiterkommen möchte, braucht man vor allem eines: Zeit.
3. Nicht von Wettervorhersagen entmutigen lassen! Die Wetterapps zeigen für den ganzen Tag nur ein Piktogramm an - wenn man da die graue Wolke mit Regen sieht, verwirft man schnell alle Pläne. Unwahrscheinlich jedoch, dass es tatsächlich von 7 Uhr Morgens bis 22 Uhr Nachts durchregnet. (CAVE: Im Hochalpinen Raum sollte man natürlich vorsichtiger sein - hier ist der Mensch ein hilfloser Gast, wenn das Wetter nicht passt!)
4. "Leicht packen" will gelernt sein. Man liest die Packempfehlungen und hat beim ersten Mal schon den Eindruck recht effizient ausgewählt zu haben - doch bisher habe ich bei jedem neuen Aufbruch noch etwas zu Hause lassen können. Inzwischen sind es zum Beispiel nur noch 2 T-Shirts, 2 Paar Socken und Unterhosen etc. - Eine Garnitur wird tagsüber getragen, abends gewaschen und die Zweite springt ein, wenn die Erste nachts trocknet. Am ersten Tag ists egal - am zweiten, dritten und vierten Tag spürt man jedes Gramm, das man unnötig durch die Welt trägt.
5. Füße brauchen Erholung! Insbesondere während der Zelt-Etappen, als ich die Wanderschuhe beinahe durchgehend getragen habe, ist mir aufgefallen, wie wichtig Erholung für die Füße ist. Genug Platz und Luft helfen beim Abschwellen und der Regeneration Wunder. Ab jetzt kommt immer ein Paar leichte Schlapfen oder Flip-Flops mit.
Mit diesen Erkenntnissen fühle ich mich nun bereit für einen längeren Abschnitt. Der nächste soll mich von Steyr bis nach Salzburg führen und wird bereits eifrig geplant ;)
Wenn man allerdings den "Zoom-Button" betätigt und sich das größere Bild anschaut, erkennt man rasch, wie groß die Aufgabe noch ist...

Lieber Simon,
nun konnte ich schon bereits 9 Gehrunden miterleben und möchte mich vorerst einmal herzlich bedanken.
Jede Etappe für sich ist so interessant, dass ich sie immer wieder lese.
Ich bewundere dabei die wunderbaren Fotos die dir gelungen sind und wo ich immer wieder die Bildgestaltung bestaune. Ebenso sind die Texte mit so viel Einfühlungsvermögen geschrieben, dass es mir sie zu lesen einfach Freude bereitet.
Rast auf dem Weg:
" Das ist aller Gastfreundschaft tiefster Sinn, dass einer dem anderen Rast gebe auf dem Weg nach dem ewigen Zuhause". Dieses Wort von Romano Guardini habe ich vor 2 Jahren gelesen. Ich habe es wieder vergessen. Und nun, da ich bei deinen Gehrunden immer wieder über die Bedeutung von Rast…