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Das Ziel am Sternenfeld: Was bedeutet Pilgern?

Autorenbild: Simon ExenbergerSimon Exenberger

Aktualisiert: 17. Juli 2024

Seit meiner Rückkehr nach Wien ist mehr als ein Monat vergangen. Ich habe den kontrastreichen Wiedereinstieg in den Alltag des Berufslebens hinter mir und möchte nun meine abschließenden und philosophischen Gedanken zur Rückschau auf mein besonderes Projekt teilen. Ein Teil dieses Textes ist bereits auf der chaotischen und anstrengenden Rückreise während des Fluges von Barcelona Richtung Heimat entstanden, die meisten Kapitel speisen sich jedoch aus einer Vielzahl an Notizen und Gedanken, die ich während des gesamten Weges stichwortartig festgehalten und nun wiederholt überarbeitet habe.

Irgendwo Nähe Najera, La Rioja, Spanien / 01.05.2024





Rückschau auf ein Monat Pilgern durch Spanien


Mit dem Begriff „Jakobsweg“ verbinden die allermeisten Menschen den Pilgerweg durch Spanien, den man auch „Camino Frances“ nennt. Meine Zeit in Spanien hat sich sehr durchwachsen gestaltet. Ich bin froh, mein Projekt hier zum Ziel geführt zu haben, kann in der Rückschau aber auch einige Kritikpunkte nicht aussparen. Es ist mir wichtig zu sagen, dass die folgenden Anmerkungen meine persönliche Wahrnehmung wiedergeben und sich für viele andere Menschen ein ganz unterschiedlicher Eindruck ergeben wird.


Zu allererst ist zu sagen, dass auf dem spanischen Jakobsweg viele Menschen unterwegs sind. Den „Camino zu gehen“ erfreut sich steigender Beliebtheit und das Vorhaben zieht auch viele Pilger aus weit entfernten Ländern nach Spanien. Wer sich davon ein Bild machen möchte, dem empfehle ich, die Statistiken auf diversen Internetseiten zu studieren. Zu jeder Zeit ist ein Weggefährte oder ein Gesprächspartner zu finden - wer jedoch die menschenleere Weite und die Einsamkeit sucht, wird hier vermutlich nicht ganz glücklich werden.

Kathedrale de Santa Maria, Burgos, Kastilien, Spanien / 04.05.2024



Der große Andrang hat zur Folge, dass sich ein gewisser „Tourismuseffekt“ einstellt: Unterkünfte sind knapp und müssen oft mehrere Tage im Vorhinein reserviert werden, beim Essen wird man mancherorts sehr einfach und schnell abgespeist, vor den Sehenswürdigkeiten bilden sich lange Warteschlangen und letztlich geht vor allem Authentizität verloren. „Die Pilger sind anspruchslos und kommen sowieso, egal wie schlecht das Angebot ist.“, diese Einstellung war zeitweise zu spüren.


Ein erheblicher Teil der Wegführung durch Spanien ist einfach nicht gut. In der Rückschau auf so manche Etappe habe ich meinem Ärger freien Lauf gelassen und schonungslos die Situation erläutert. (siehe Etappe 96 - Ages nach Burgos) Obwohl man von dem „historischen Weg“ kaum noch etwas spürt, ist man in Spanien stur dagegen, die Routenführung geringfügig abzuändern, um Industriegebiete oder das unerträgliche Entlangtrotten von stark befahrenen Straßen zu vermeiden. Ich habe dafür kein Verständnis.

 Landstraße Nähe Villalcazar de Sirga, Kastilien, Spanien / 07.05.2024



Schließlich muss man sich auch auf die südländische Mentalität und den Rhythmus hierzulande einstellen. Vor 9 Uhr passiert grundsätzlich gar nichts, zwischen 14 und 17 Uhr auch nicht und gegessen wird eigentlich nie vor 19 Uhr. Ein besonderes Ärgernis waren für mich die Öffnungszeiten so mancher Kulturstätten und Kirchen. (Grüße an das Kloster von Samos!)


Bei aller Kritik bin ich froh und dankbar für die 35 Tage, die ich hier verbracht habe.


Die Zeit ist verflogen und ich habe auch mit den schwierigen und belastenden Erlebnissen meinen Frieden geschlossen. Mehr noch: letztlich bin ich auch für die harten Lektionen dieses Weges dankbar. Sie gehören zu einem langen Fußweg dazu, haben mich herausgefordert und zu intensiver Innenschau gezwungen.

  Ebene Meseta, Spanien / 06.05.2024





Der Abschluss meines Pilgerblogs


Das Bearbeiten der Fotos, das Zusammenstellen und das Verfassen meiner Blogeinträge war nicht immer einfach und an anstrengenden, langen Pilgertagen eine beträchtliche Zusatzbelastung. Auch wenn ich häufig auf die eine oder andere Stunde Schlaf verzichtet habe, bin ich heute sehr froh, dieses persönliche Tagebuch so konsequent geführt zu haben. Die Erlebnisse und Eindrücke, die ich während meiner ganzen Reise seit dem Beginn in Gerasdorf hatte, sind zahlreich und vielschichtig. Vieles, was in Vergessenheit geraten wäre, kann ich durch das spätere Lesen nochmals erleben und nachempfinden.


Dieser Pilgerblog beschreibt meinen langen Weg von Wien nach Santiago und umfasst dabei auch einen sehr langen Zeitraum. Seit meiner ersten Etappe am 07. November 2019 ist viel Zeit vergangen. Die Welt um uns herum ist einer ständigen Veränderung ausgesetzt und auch ich persönlich habe mich verändert und entwickelt.

Am Bisamberg mit Blick auf Wien, Österreich / 07.11.2019



In meinem damals verfassen Vorstellungstext habe ich meine Beweggründe skizziert und Erwartungen benannt. Haben sich meine Erwartungen erfüllt?


Intensive Naturerlebnisse, kulturelle Höhepunkte, körperliche Herausforderung und der Dialog mit Gott - all das durfte ich auf meinem Weg erleben. Wenn ich meine Zeilen aus dem Jahr 2019 lese, muss ich schmunzeln: Diese Reise wurde so viel mehr, als ich mir damals hätte vorstellen können!

Schachtkopf (1642m) mit Blick auf die Zugspitz-Arena, Österreich / 14.06.2021



Die ersten drei Tage dieses langen Weges haben mich von meinem Elternhaus in Gerasdorf nach Krems geführt. Ich kann mich noch genau erinnern, wie meine Kniegelenke und Füße auf dem Rückweg geschmerzt haben. Was hat mich dazu gebracht, immer wieder neue, längere und weit entfernte Abschnitte des Weges zu gehen?


Die großartigen Naturerlebnisse und der sportliche Ehrgeiz haben zweifelsfrei viel Motivation freigesetzt. Einen besonderen Grund für das Herzensfeuer in diesem Projekt habe ich aber in dem gewaltigen Kontrast zum Alltag gefunden.


So sehr wir als Menschen an Routine und Gewohnheit hängen: das Leben lebt auch von der Unregelmäßigkeit, von dem spannenden Neuen, von der Überraschung und dem Augenblick. Ich habe es zutiefst genossen, stundenlang keinen Bildschirm zu sehen, kein Smartphone in der Hand zu halten, mich nur auf das zu konzentrieren, was tatsächlich rund um mich herum geschieht, und mich auf die Überraschung hinter dem nächsten Hügel zu freuen.


Das Leben im Hier und Jetzt,

es ist beim Pilgern zu erleben.


 Haldensee im Tannheimer Tal, Österreich / 16.06.2021





Was bedeutet „das Ziel“?


Das Ziel beschreibt einen zukünftig angestrebten Zustand. Besondere und persönliche Bedeutung haben jene Ziele, die wir uns selbst setzen. Diese Visionen stellen uns vor Herausforderungen, die so vielfältig sind, wie die Ziele selbst. Wir alle sind von Zielen und Träumen begleitet - über die alltäglichen Zielvorgaben hinaus frage ich mich:


Was dürfen wir uns wünschen, was nehmen wir uns vor?


Der Weg zu meinem Ziel in Santiago war lang und er lässt sich eindrucksvoll auf der großen Landkarte Europas einzeichnen. 111 Etappen haben mich durch Österreich, Deutschland, die Schweiz und Frankreich bis nach Spanien geführt. Ich habe eine Strecke von etwa 3.300 Kilometern zurückgelegt und dabei etwa 65.000 Höhenmeter überwunden.

Starzljoch (1868 m) zwischen kl. Walsertal und Bregenzerwald - höchster Punkt des Weges, Österreich / 18.06.2021



Diese große Aufgabe zu bewältigen, hat viel Anstrengung, vor allem aber Konsequenz und Willenskraft verlangt. Das sind Fähigkeiten, die auch von vielen anderen Menschen bei der Verfolgung ihrer persönlichen Ziele in unterschiedlichsten Bereichen aufgebracht werden. Ihre Wege messen sich nicht so offensichtlich wie bei mir in Kilometern, sind jedoch ebenso lang oder beschwerlich.

Nahe der schweiz-französischen Grenze, Chaumont, Bourgogne-Franche-Comte, Frankreich / 14.10.2021



Ich habe mein Ankommen in Santiago als Prozess empfunden, nicht als Zeitpunkt. Dieser Vorgang hat bereits sehr früh begonnen, als ich mir das erste Mal den Augenblick der Ankunft vorgestellt und ausgemalt habe. Je näher ich dem physischen Ziel, der Kathedrale in Santiago de Compostella, gekommen bin, umso mehr wurde mir klar, dass der Erfolg dieser Reise nicht so sehr vom Ziel abhängig ist. Die gesamte letzte Woche des Camino habe ich als lange Zielgerade wahrgenommen: Innerlich war ich bereit für die Ankunft. Ich hatte meine tiefen Erfahrungen und Erkenntnisse bereits gemacht und konnte das Ankommen in Santiago als überwältigendes Finale genießen.


Das Erreichen eines großen Ziels ist in sich der belohnende Schlussakt eines langen Ankommens. Die Motivation für den langen Weg dorthin kommt von innen, nicht durch eine Urkunde oder Medaille im Ziel.

Gesammelte Pilgerstempel als Wandschmuck, Zuhause, Wien / 10.06.2024



Als ich die letzten Blogbeiträge verfasst habe, ist mir aufgefallen, wie häufig ich vom „Ende“ und dem „Ziel“ gesprochen habe. Das hat mich zum Nachdenken angeregt. Was tue ich „zum letzten Mal“?

Ich bin mir völlig sicher: Das Ankommen am Zielort in Santiago ist für mich ein wichtiger Abschluss, aber es ist nicht „das letzte Mal“. Ich werde wieder aufbrechen, zur richtigen Zeit den nächsten Hügel erklimmen und nach vorne schauen. Dann werde ich mir neue Ziele setzen.

 Nähe Brünigpass mit Blick auf den Brienzersee, Berner Oberland, Schweiz / 14.06.2021



Wo aber bin ich hier angekommen? Was bedeutet das alte Pilgerziel für mich?


Im 9. Jahrhundert will ein Einsiedler hier in Spanien das Grab des Apostels Jakobus wiedergefunden haben, kurz darauf wurde die Stadt Santiago de Compostela gegründet. Ich habe zu diesem Ort keinen persönlichen Bezug und gebe zu, dass ich sowohl den Wahrheitsgehalt dieses Fundes als auch die sonst üblichen Erscheinungen anderer Wallfahrtsorte zumindest stark bezweifle. Trotzdem wohnt Orten wie diesem ein besonderer Zauber inne. Die vielen Menschen, die vor mir, mit mir und nach mir die Kathedrale erreichen, verleihen dem Platz eine höhere metaphysische Bedeutung, erzeugen ein unsichtbares Leuchten.

Wallfahrtsort Kloster Einsiedeln, Schwyz, Schweiz / 10.07.2021



Ich verstehe das Wallfahrtsziel als einen Ort, zu dem persönliche Wünsche, Gedanken, Fragen und Beschwerden aller Art „hingetragen“ werden. Was mich beschäftigt, das habe ich auf die Reise mitgenommen und mich intensiv damit auseinandergesetzt, bin manchmal auch schmerzhaft damit konfrontiert worden. Kann ich all das hier ablegen? Ich habe etwas anderes erfahren.


Manche der Fragen, die uns beschäftigen, lassen sich nicht ablegen. Sie sind zu groß, um sie in einer Aufbewahrungskiste verschwinden zu lassen und werden uns wohl das ganze Leben lang begegnen.

Cruz de Ferro, Monte Irago, Spanien / 11.05.2024



Löst nun die Ankunft in Santiago Beschwerden? Fühle ich mich hier von Problemen und Lastern frei?


Keinesfalls.


Ich glaube eigentlich nicht an spontane Wunderheilungen und schon gar nicht daran, dass man sich von seinen Sünden freikaufen oder gar „freilaufen“ kann. Ich glaube aber, dass gute Dinge passieren; dass man gute Dinge wahrnimmt, wenn man einen Schritt auf sie zu macht: Sozusagen das Gute, das Positive, ein wenig provoziert. Einige der tausenden Stunden, die ich auf diesem Weg unterwegs war, waren dunkel und schwer - aber sooft ich weitergegangen bin, habe ich mich wieder auf sonnige Stunden zubewegt. Die Erkenntnis erscheint banal. In Verbindung mit der tagtäglichen Bewegung und den häufigen Erlebnissen dieser Art habe ich eine positive Grundeinstellung trainiert, eine Form der lebensbejahenden Resilienz erlernt.

Beckenried am Vierwaldstättersee, Nidwalden, Schweiz / 11.07.2021



Das Ziel ist für mich der Ort, an dem punktuell „alles gut ist“, wo ich rasten und zufrieden zurückblicken kann. Ich habe in Santiago ein Gefühl von Akzeptanz und tiefer Zufriedenheit entwickelt. Die Stimmung ist vielleicht ein wenig mit jener Ausgelassenheit eines Sonntagnachmittags zu vergleichen, wenn man zufrieden auf eine lange Woche, oder ein ganzes Jahr, zurückblickt und dabei sagen kann: „Es war sehr gut.“



Jetzt ist alles gut, so wie es ist -

auch wenn es morgen vielleicht nicht mehr so gut ist.


Plaza do Obradoiro und Kathedrale Santiago de Compostela, Galicien, Spanien / 22.05.2024



Für manche Reisende, so scheint es, ist dieser Zeitpunkt noch nicht gekommen. Ich sehe, wie sie umdrehen oder in eine andere Richtung weitergehen. Der Anblick schmerzt mich. Ohne deren Geschichte und Gedanken zu kennen, wünsche ich ihnen sehr, dass sie „ankommen“ können.





Dialog mit Gott


Ein offener Umgang mit dem Glauben ist heutzutage nicht besonders populär. Die Texte und Rituale von Religionen machen auf viele Menschen einen veralteten Eindruck, erreichen gerade Jüngere kaum noch. Dennoch bin ich überzeugt, dass die Suche, der innere Bedarf nach der Beschäftigung mit den großen Fragen weiterhin wichtig ist, vielleicht sogar steigt. Es geht um jene Fragen, die von modernen "Self-Care-Anbietern" kaum gestellt oder beantwortet werden, weil die Auseinandersetzung damit auch schmerzhaft und herausfordernd sein kann. Ich denke nicht, dass die Organisation Kirche als Einzige Angebote und Antworten liefert; gefangen in der Konsumgesellschaft fällt die Beschäftigung mit diesen Fragen jedoch schwer.


„Wer bin ich? Wohin gehe ich? Was ist der Sinn?“


 Kirche in Espalion im Lottal, Okzitanien, Frankreich / 13.05.2022



Was meine ich, wenn ich vom „Dialog mit Gott“ spreche?

Die deutsche Sprache verfügt über einen großen Wortschatz, der ein präzises Beschreiben ermöglicht und trotzdem fällt es mir schwer, diese Frage zu verständlich zu beantworten. Häufig wird, wenn eine Sache zu komplex zur Beschreibung erscheint, zu vergleichenden Erzählungen, Metaphern, Parabeln und Gleichnissen als Hilfsmittel gegriffen. So möchte ich es auch versuchen:


Meine Kommunikation mit Gott unterscheidet sich grundlegend von einem zwischenmenschlichen Gespräch. Mit Gott kann ich mir keinen Termin ausmachen. Das liegt allerdings nicht an ihm, sondern ausschließlich an meiner eigenen Haltung, meiner Bereitschaft und der Fähigkeit, diesen Kontakt zuzulassen. Er ist immer da.

 Stiftskirche Saint-Pierre in La Romieu, Okzitanien, Frankreich / 25.05.2022



Die Unruhe des Alltags schränkt die Zeit zum Dialog mit Gott stark ein. Meist bin ich dafür zu beschäftigt und abgelenkt von allerhand Dingen und Aufgaben. Pilgern ist eine gute Möglichkeit, in diesen, oft beschriebenen, meditativen Rhythmus zu kommen; die Gedanken fließen zu lassen und den Blick nach innen zu kehren. Das Gespräch mit Gott, es hat sehr viel mit Selbstreflexion zu tun.

Aubrac-Hochland, Okzitanien , Frankreich / 12.05.2022



Meine Beziehung mit Gott gleicht einem wunderbaren Garten. Ich kann diesen Ort sooft ich mir Zeit nehme besuchen und seine Schönheit in allen Facetten genießen. Je mehr ich mich mit diesem Geschenk beschäftige und in dem Garten arbeite, verspielte Details einbringe und ihn nach meinen Vorstellungen gestalte, desto mehr lerne ich über das große Ganze: die Natur. Es gibt Pflanzen, die auf meinem Boden keine Früchte tragen, und andere, die prächtig gedeihen. Ich probiere mich mit meinen Talenten aus und entdecke mehr und mehr, was in meinen Garten passt, was mir gefällt.


Der Garten verändert sich ständig. Im Zyklus der Jahreszeiten, mit meiner Stimmung, Achtsamkeit und Pflege wandelt sich dieser Ort im Verlauf meines Lebens.


Alles ist uns geschenkt. Entdecken müssen wir dieses Geschenk aber selbst.




Ich bin der Gärtner, Gott ist die Natur.


Steinbach am Attersee, Salzkammergut , Österreich / 03.07.2020





Pilgern auf dem Weg des Lebens


Ich glaube, dass die Wahl eines irdischen Ziels der menschlichen Endlichkeit geschuldet ist, das Gehen eines solchen Weges aber eine Vorahnung auf die Reise des Lebens hin zum ewigen Zuhause möglich macht.


Diese Erkenntnis ist das wesentlichste und innerste Geheimnis, das ich während meines Pilgerns erfahren durfte. Wer so einen Weg geht, erlebt auf dieser Reise alles, was auch zum Leben dazugehört.



Wir alle sind Pilger auf unserem eigenen Lebensweg.


Le-Puy-en-Velay, Auvergne-Rhone-Alpes, Frankreich / 07.05.2022



Dieser Erfahrung nach ist, wann immer ich vom „Weg“ gesprochen habe, auch der „Lebensweg“ gemeint.


So habe ich Vieles über das Leben gelernt, indem ich es durch das Gehen des Weges erlebt und - vor allem - gespürt habe: gute und schlechte Tage, Euphorie und Verzweiflung, Entschlossenheit und Orientierungslosigkeit, Begleitung, Gemeinschaft und Einsamkeit. Zum Leben gehört der Sturz und das WiederAuferstehen, die Sonne nach dem Regen, die Pause und die Rast.

Im Wald Nähe Attersee, Österreich / 03.07.2020


Saalachsee bei Bad Reichenhall, Bayern, Deutschland / 17.10.2020


Hagelgewitter bei Montfaucon-en-Velay, Auvergne-Rhone-Alpes , Frankreich / 04.05.2022


Vor Lauzerte, Okzitanien, Frankreich / 21.05.2022


Buchillon am Ufer des Genfer Sees, Waadt, Schweiz / 10.10.2021


Kloster Sainte Foy, Conques, Okzitanien, Frankreich / 14.05.2022



Entscheidend ist, entgegen aller möglicher Schwierigkeit und einem Ziel, das unerreichbar scheinen mag, trotzdem täglich aufzustehen, seinen eigenen Rucksack zu packen und einige Schritte in die richtige Richtung zu gehen. Dann passiert das Gute manchmal wie von allein.


„Du musst nur an den nächsten Schritt denken“, sagt Beppo der Straßenkehrer, „Auf einmal merkst du, dass du Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hast.“

Nähe Santo Domingo de la Calzada, La Rioja, Spanien / 02.05.2024



Ich komme hier am Campus stellae, dem Feld der Sterne, mit der tiefen Überzeugung an, dass man auf dem (Lebens-) Weg zu einem Ziel - irdisch oder transzendent, so fern es auch scheinen möge - diesem auch näher kommt, wenn man nur beharrlich bleibt. Ich habe gespürt, nicht nur verstanden, dass es um die gute Zeit geht, die man erlebt, während man „dorthin“ unterwegs ist. Letztlich verliert dadurch das konkrete Ziel, ja sogar das Erreichen desselben, ein wenig an Bedeutung.



Lieber noch als Anzukommen, bin ich unterwegs.


Alte Pilgerbrücke bei Saint-Chely-d'Aubrac, Okzitanien, Frankreich / 12.05.2022



An dieser Stelle schließe ich das letzte Kapitel meiner Erzählungen über eine Zeit, die für mich viel mehr als eine Reise war. Auf meinem Weg durch Europa habe ich tiefe Natur-, Selbst- und Gotteserfahrungen gemacht, die mich mein Leben lang begleiten werden.

Unterhalb Starzljoch mit Blick Richtung Bregenzerwald, Schoppernau, Österreich / 18.06.2021





Dank


Ich möchte mich bedanken bei meinen Eltern, Brigitte und Michael, meinen Großeltern, Maria und Hermann, Christine und Friedrich, meiner Urgroßmutter Maria, und meinen vier Geschwistern, Anna, Jakob, Georg und Lorenz - die mich mit viel Liebe zu dem gemacht haben, wer ich bin und mich immer unterstützt und gefördert haben.


Ein unbeschreiblich großer Dank gilt meinen engsten Freunden und Wegbegleitern, Julia und Jakob, deren Beistand über lange Strecken eine unverzichtbare Stütze, und die gemeinsame Zeit ein großer Genuss war. Ebenso danke ich meiner Schwester Anna und meinem Freund Paul für die gemeinsamen Etappen auf dem Weg durch die Schweiz. Ein spezieller Dank und Gruß ergeht an dieser Stelle auch in den Bregenzerwald an die Familie Schmidinger.


Weiters möchte ich Danke sagen, für alle Unterstützer dieses Projekts und alle interessierten Leser dieser persönlichen Aufzeichnungen. Unzählige Gespräche, Gedanken und Nachrichten haben mich gestärkt; und so viele Menschen habe ich beim Gehen dieses Weges im Herzen mitgetragen.


Mein abschließender Dank gilt Gott.

Kapelle Nähe Saint-Palais mit Blick auf die Pyrenäen, Nouvelle-Aquitaine, Frankreich / 22.09.2023



Ich möchte Dir Dank sagen

für das Werk deiner Schöpfung.

Dieses Wunder darf ich auf meinem Weg

jeden Tag neu entdecken.


In strahlenden wie in finsteren Momenten

hast Du meinen Weg begleitet,

hast Monologe des Zweifels unterbrochen

und mich in Hoffnung und Vertrauen gestärkt.


Steh allen Menschen auf diesem Weg,

und ihrem Lebensweg bei,

sei Zuflucht und Ort des Trostes für jene,

deren Rucksack von Krankheit, Trauer und Verlust schwer gefüllt ist.


Halte deine schützende Hand über mir

alle Tage meines Lebens,

und lass mich die Freude

am Pilgerweg des Lebens immer wieder neu entdecken.


Wenn mein eigener Weg einmal zu Ende geht,

nimm mich für immer in deinem Haus auf,

wo die Seele in vollkommener Gemeinschaft

am ewigen Ziel ruhen darf.


Amen.


Kap Finisterre, Galicien, Spanien / 27.05.2024, 22:05


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