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Etappe 91 - Lorca nach Los Arcos

Autorenbild: Simon ExenbergerSimon Exenberger

Vom Vogelgezwitscher gweckt und mit einem Blick auf das angrenzende Feld wachen wir gegen 7 Uhr auf. Nach dem Frühstück verlassen wir die empfehlenswerte Unterkunft und setzen den Weg Richtung Westen fort. Nachts kühlt es spürbar ab und frühmorgens hat es gerade einmal 6 Grad.


Der Camino führt uns zunächst wieder der Autobahn A12 entlang, jedoch auf ruhigen und abseits liegenden Wegen. Während der ersten zwei Stunden begegnen wir kaum anderen Pilgern. Im Gespräch darüber sind wir uns einig, dass uns diese entspannte Art des Weitwanderns - abseits der Massen - deutlich besser gefällt. Es gelingt viel besser, in den persönlichen Rhythmus und einen meditativen Gedankenfluss zu finden.

Gegen 10 Uhr erreichen wir Estella (bask. Lizzara), die als besonders schöne Pilgerstadt beschrieben wird. Bei unserem Eintreffen ist es in der Pilgerstraße sehr ruhig und kaum Geschäfte haben geöffnet.

Das Zentrum der Ortschaft hat zweifellos mit seinen alten Gebäuden, unter anderem dem Palast der Könige von Navarra, seinen Reiz, doch irgendwie fehlt der Charme der Lebendigkeit.

Nach einem kurzen Snack steige ich die Stiegen zur Kirche San Pedro de la Rua hoch und blicke vom imposanten Eingangsportal über die Stadt. Abseits der Pilgerroute dehnt sich die Stadt vor allem auf der anderen Seite des Flusses Ega aus.

Die Kirche aus dem 12. Jahrhundert gilt als Estellas bedeutenstes Monument.

Die herzlichen, älteren Damen, die die Pilger betreuen, stempeln meinen Pilgerpass und weisen mir auf Spanisch den Weg zum Kreuzgang. Oberhalb des Klosters drohnen mächtige Felsen über der Stadt und ich gehe bedächtig zwischen den alten Mauern umher.

Nach dem kulturellen Zwischenhalt steige ich die Stufen in die Stadt hinunter und setze die Wanderung gemeinsam mit Jakob fort. Wir verlassen Estella über den Vorort Ayegui. Dabei übersehe ich eine Fußgängerampel und quere den Fußgängerübergang bei Rotlicht… Ups!


Am Ende der Siedlung weist uns eine ältere Dame den Weg und wir erreichen die Weinkellerei Bodegas Irache, wo eine Zapfanlage für Pilger angebracht ist. Wie es sich gehört, kosten wir von dem - eher durschnittlichen - Rotwein und füllen dann die Flasche wieder mit Wasser auf.

Die angrenzende Klosteranlage Irache scheint geschlossen zu sein und wir entscheiden uns für den abgeschiedeneren Weg dem Hügel Montejurra entlang über das Dorf Luquin zu gehen. Der Weg durch die Wälder ist abgeschieden und angenehm zu gehen. Gegenüber wird der Blick frei auf das Dorf Villamayor de Monjardin und den dahinterliegenden vulkanartig aufsteigenden Berg.

Bei einer kurzen Rast treffen wir auf den Australier James, den wir gestern Abend in der Unterkunft kennen gelernt haben. Er ist ein ausgesprochen lässiger Zeitgenosse und guter Gesprächspartner.

Der Rest der Wegstrecke zieht sich über weite Feldwege. Ich habe das Gefühl, dass wir kaum vorankommen - was wohl an den langen Geraden liegt. Hinter uns wandert eine lärmende Jugendgruppe, von der wir uns nach einiger Zeit lösen.

Ein frohes Farbenspiel bereiten uns die weißen Margeriten, der leuchtend rote Ziermohn und die Rapsblüte.

Die „Sonne brennt wie Feuer auf der Haut“, rezitiere ich Reinhard Fendrich, während mein linker, sonnenverbrannter Arm unter der nun warmen Sonne zu schmerzen beginnt. Als hätte ich diese Erfahrung nicht schon einmal gemacht…


Am Wegesrand liegen große Spargelfelder und wir werden Zeugen der harten Arbeit, die die Erntehelfer hier vollbringen.

Beinahe 30 Tageskilometer sind gezählt, als wir in Los Arcos eintreffen. Wir trotten erschöpft durch die verlassenen Gassen der Kleinstadt und finden eine der wenigen veritablen Pensionen im Ort.

Abends entspannen wir bei dem einen oder anderen Bier im Stadtzentrum neben der Kirche Santa Maria und essen in einem der wenigen Lokale ein preiswertes, aber qualitativ überschaubares Pilgermenü.

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