Nach einer Nacht, die sich mediterran warm angefühlt hat und nur mit einem einzelnen Leintuch verbracht wurde, weckt uns der Lärm von Bauarbeiten gegen 5 Uhr früh. Ich habe schon Verständnis, dass körperlich schwere Arbeiten bei diesen Temperaturen zeitig am Morgen verrichtet werden - aber 5 Uhr?
Wir richten uns in dem Bed&Breakfast selbst ein Frühstück und brechen gegen 07.30 auf. Wenige Schritte von der Kirche entfernt treffen wir auf den breit und still liegenden Lot. Zur linken überspannt die 1842 erbaute Pont de Pierre den Fluss, zur rechten liegt er breit wie ein Stausee vor uns.


Wir gehen in die große Schleife, die das Gewässer zieht, hinein und überqueren schließlich den Lot vor einer felsigen Geländekante. Nebenan stehen noch die Reste der alten Hängebrücke.

Auf den ersten Metern aufwärts spüren wir früh am Tag, wie stark uns die Temperatur heute noch beschäftigen würde. Wir erreichen die kleine Ortschaft Gaillac und beobachten an der Eglise Saint Julien das hektische Treiben der vielen Schwalben, die lautstark im Kirchturm nisten.

Im Anschluss erreichen wir die Causse de Limogne, ein karges Kalksteinplateu. Niedrig wachsende Eichen, Wacholder- und Buchsbaumbüsche säumen den Weg, der moderat ansteigt.

Typisch für die Region sind die cabecou, kleine Zigenkäsetaler, die wir in den letzten Tagen wiederholt genießen durften. Außerdem wird hier regelmäßig nach den begehrten Trüffelpilzen gesucht.
Zu einer „petit pause“ lädt uns Andre mit Kaffee und selbstgemachtem Apfelkuchen ein. Auf seiner Bluetooth-Box spielt er ehrenhaft die österreichische Bundeshymne ab - ein ganz eigenartiges, aber erheiterndes Gefühl. Sein künstlerisch gestalteter Natur-Pausenraum drängt sich als Fotomotiv geradezu auf.

Der restliche Tag verläuft unter der zunehmend drückenden Sonne recht ruhig ab. Nach einer Mittagspause samt Jause in Limogne-en-Quercy wandern wir zwischen den Mauern der Schafweiden und deren kleinen Schutzhütten in recht eintönigem Trott dahin.

Erwähnen sollte ich noch die Dolmen, die in der Nähe des Jakobsweges hier zu finden sind. Dabei handelt es sich um Grabkammern aus großen Steinen, die eine Art Tisch formen. Sie gehen zurück auf die Kupferzeit (ca. 4.000 vor Christus) und lassen die uralte Siedlungsgeschichte sichtbar werden.


Trotz der wetterbedingt schwierigen Umstände meist gut aufgelegt arbeiten wir auch die letzten 5 zähen Kilometer des Tages ab. Die kleinen Siedlungen, die wir zu Gesicht bekommen bestehen inzwischen aus hellen Steinmauern samt unterschiedlich farbigen Fensterläden.

Bei über 30 Grad erreichen wir gegen 16 Uhr den Ort Bach (der selbstverständlich wie alles in diesem Land anders ausgesprochen als geschrieben wird… „Basch“).


Julia hat ein reizvolles „chambre d‘hotes“ mit gepflegtem ringsumliegendem Garten reserviert. Die Steinmauern schützen gut vor der Hitze und die Dusche ist überfällig.

Beim Aperitif lernen wir das Ehepaar Dominique und Daniel kennen. Die beiden kommen aus dem französischen Voralpenland nahe Genf und sind mehr als nur sportbegeisterte Pensionisten. Sie erzählen uns von unzähligen Marathons, Ultratrail-Runs auf den Mont Blanc, Langlaufbewerbe in verschiedenen Ländern und Ausdauerläufe, die über tausende Kilometer durch Europa in Teams ausgetragen werden. Lieber etwas zu viel Sport als zu wenig, denke ich mir... doch die beiden spielen in einer eigenen Liga, in der es keine Grenzen zu geben scheint. Ob das immer so gesund ist, darf zumindest bezweifelt werden.
Unsere Gastgeber bereiten uns ein wirklich hervorragendes Abendmenü in 4 Gängen, das wir gemeinsam mit einem Winzerehepaar aus Cluny einnehmen. Ich bin sehr dankbar, so familiäre Abende mit ausgezeichneten französischen Mahlzeiten erleben zu dürfen.
Bonne nuit!

Comments