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Etappe 53 - Charancieu nach Le Grand-Lemps

Autorenbild: Simon ExenbergerSimon Exenberger

Nach der heutigen Übernachtung werde ich die zahlreichen Angebote der Plattform „Gites de France“ bestimmt öfter durchsuchen und in Anspruch nehmen. „Chambres de hotes“ kann man wohl am besten mit „Ferienwohnung“ übersetzen und in dieser fehlt es uns an Nichts: auch das „kleine Frühstück“ mit einem selbstgemachten Obstsalat lässt kaum Wünsche offen.

Mit der aufgehenden Sonne im Rücken nehmen wir diese letzte Etappe des Abschnitts motiviert in Angriff. Der Weg führt einem kleinen Hügel entlang, von dem wir einen schönen Ausblick auf das Alpenvorland haben.

Auf schließlich 27 Kilometern Länge bringt uns der Tag über hügeliges Gelände in die Nähe des Lac Paladru und dann weiter nach Le Grand-Lemps, das an der Achse Lyon-Genoble liegt und daher mit einer Eisenbahn verkehrsgünstig angebunden ist. Eine Suche nach öffentlichen Verkehrsverbindungen in den umliegenden Ortschaften zeigt, dass Bus- und Zugverbindungen in Frankreich keine Selbstverständlichkeit sind.

Einer der letzten schönen Ausblicke in Richtung des Rhonetals und Savoyens, ab jetzt wird es zunehmend flacher.

Ein gemächlicher Anstieg über etwa 10 Kilometer bringt uns zum Gupf des Hügels auf 675 Metern Höhe. Auf dem Weg dorthin warten natürlich wieder jede Menge liebesbedürftiger Katzen.

Erwähnenswert ist die Kirche St-Jean l‘Evangeliste in der Ortschaft Valencogne. Wie Zierzeilen sind die Steine der Mauern übereinander angeordnet. Im Inneren hängt eine große Wegkarte des Jakobsweges samt Informationen dazu. Die Lage am Pilgerweg alleine ist es nicht: hier hat sich jemand auch persönlich eingesetzt und sich Mühe gegeben.

Hinter der Ortschaft durchwandern wir wieder einsame Wälder und Wiesen, passieren den Weiler Lambert und erreichen die erwähnte Anhöhe Cote Simandre, wo der See in Sichtweite gerät.

Für die zweite Oktoberhälfte ist es heute erneut sehr warm geworden und der glitzernde See sieht verlockend aus. Wir gelangen um die Mittagszeit in den Ort Le Pin und jausnen neben der Ortskirche. Planmäßig wird fast der ganze Proviant aufgebraucht.

Über eine Geländestufe erreichen wir eine kleine, schön gelegene Hochebene. Langsam aber sicher stellt sich etwas Wehmut in Anbetracht es nahenden Ende des Urlaubs ein. Ich habe das Gefühl, schon sehr lange unterwegs zu sein!

Wir queren eine Bundesstraße und beginnen mit einem letzten Aufstieg. Mit den schwindenden Wasservorräten drängt sich langsam etwas Kopfschmerz auf.

Ich denke über die körperliche Belastung der letzten 20 Tage nach und schätze mich glücklich, keine gröberen Beschwerden verspürt zu haben. Nach einer intensiven ersten Woche war die Pause sowohl sinnvoll als auch angenehm. Das Erlebnis hat mir auch eine weitere Lektion in der eigenen Körperwahrnehmung und Achtsamkeit erteilt.

Vom Ferme du Futeau, dem Hügel überhalb der Ortschaft Le Grand-Lemps ist ein Weitblick möglich. Wohin führt mich dieser Weg noch?


Nach einem steilen Abstieg ist der Zielort Le Grand-Lemps erreicht. Um 16 Uhr trifft der Zug ein und bringt uns über eine Zwischenstation in St-Andre-le-Gaz nach Lyon.


Die Stadt liegt zwar nicht auf meiner Wegstrecke, gehört aber zum Abschluss dieses Abschnitts dazu und sollte auch aufgrund des eindrücklichen Abends nicht vergessen werden.


Wir lassen die Rucksäcke im Hotel stehen und nutzen die letzte Stunde Helligkeit um eine kleine Runde in der Altstadt von Lyon zu drehen. Die Stadt mit etwa einer halben Million Einwohner ist als Industriestadt verschrien, zeigt sich heute Abend allerdings von ihrer schönen Seite.

Der Weg in die Altstadt führt über eine Fußgängerbrücke über die Rhone, ein Fluss den wir aus der letzten Woche in Savoyen gut kennen.


Spontan entscheiden wir uns, mit der Standseilbahn auf den Hügel Fourviere hinaufzufahren. Die Entscheidung entpuppt sich als goldrichtig: Wir bekommen die atemberaubende, weiße Basilika Notre Dame de Fourviere im letzten Sonnenlicht zu sehen. Das gigantische Bauwerk wurde 1896 geweiht und thront weithin sichtbar über die Stadt Lyon.

Nicht minder beeindruckend ist der Innenraum, den wir erfreulicherweise um 19 Uhr noch besichtigen dürfen. Hohe Decken, riesige Wandmosaike und die Farbkombination aus grün und gold zieren die Wallfahrtskirche in einer Art, der dieses Foto leider kaum gerecht wird.

Vom Vorplatz der Basilika aus genießen wir noch einige Minuten den Ausblick über die Stadt unter dem gegenüber aufgehenden Vollmond. Als uns schließlich kalt wird fahren wir mit der Seilbahn wieder in die Stadt hinunter und suchen uns noch ein Lokal zum Abendessen.

Aus Zeitgründen verfasse ich den Beitrag nun einen Tag später auf der Rückreise nach Wien. In insgesamt 13 Stunden fahren wir mit dem TGV nach Frankfurt und anschließend mit dem ICE nach Wien. Die Vielzahl an Erlebnissen und Eindrücken ist so groß, dass es wohl noch einige Tage brauchen wird, um die letzten 20 Tage zu reflektieren und einzuordnen. So kurz danach stellt sich eine große Dankbarkeit bei mir ein: das Erlebte, die Schönheit der Orte, die Gesundheit, das Wetter und vor allem auch meine Wegbegleiterinnen auf diesem Abschnitt.


DANKE Anna für dein Wochenend-Gastspiel und DANKE Julia für eine tolle gemeinsame Woche.


In ungefähr 4 Stunden treffen wir wieder „zu Hause“ ein - ein schönes Gefühl, sich auf das „daheim“ zu freuen. Eine besondere Vorfreude habe ich auf das erste Wäschewaschen… ;)


Mein Projekt geht mit dem Ende dieser Etappe in die Winterpause, aus der ich mich zwischenzeitlich nochmals mit einem Rück- und Ausblick melden möchte.


Alles Liebe und DANKE fürs dabeisein,


simon

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