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Etappe 45 - Morges nach Buchillon

Autorenbild: Simon ExenbergerSimon Exenberger

Aktualisiert: 11. Okt. 2021

Die Nacht im Innenstadthotel verläuft überschaubar erholsam. Zwar liegt das Hotel inmitten der bildschönen Altstadt und Fußgängerzone, das alte Holz im Dachgeschoss leitet jedoch jegliches Geräusch in der Etage ziemlich unvermittelt weiter.


Meine Schwester muss heute nach Basel zurückkehren, da morgen die Arbeit wieder auf sie wartet, und ich möchte nach den etwa 200 Kilometern und über 4.600 Höhenmetern der letzten Woche eine Pause einlegen. So wird der heutige Tag ganz bewusst zu einem „Vormittagsspaziergang“, also einer Halbtagesetappe gemacht.

Für das Frühstück an diesem Sonntagmorgen hat meine Schwester Anna eine entzückende Bäckerei in der Nähe des Hotels gefunden. Wie sich herausstellt eine ausgezeichnete Wahl.

Ich packe noch ein Jausenweckerl für später ein und wir orientieren uns am Hotel du Mont Blanc vorbei wieder zur Uferpromenade.

Endlich hat der kräftige Wind die Wolken zurückgedrängt und den Sonnenstrahlen steht heute nichts mehr im Wege. Unter diesem Licht sieht auch der Segelboothafen der Stadt Morges ganz anders aus als gestern spätnachmittags.

Heute genießen wir den Weg am Ufer des Genfersees in vollen Zügen. Neben einigen wenigen Läufern und Spaziergängern sind wir frühmorgens oft alleine unterwegs.

Dem Bach Boiron entlang folgen wir ein kurzes Stück landeinwärts und durchwandern dabei Obstgärten. Die Temperatur von etwa 13 Grad ist gleich geblieben - doch bei strahlendem Sonnenschein und wenig Wind fühlt sie sich heute an wie 20 Grad statt den mauen 10 der letzten Tage.

Entlang der Bahnstrecke liegen Weingärten in bester Südlage und wir können es uns nicht verkneifen, ein paar der süßen Trauben zu kosten. Mit den sonnigen Eindrücken des heutigen Tages fügt sich ein immer romantischeres Bild dieser klimagünstigen Landschaft am See zusammen.

Beim Ort Saint-Prex folgen wir den Wegweisern wieder zum Ufer hinab und verfallen ins Schwärmen während sich sich rundherum ein paar Frühaufsteher für einen Tauchgang oder zum Kitesufen bereitmachen. In diesem Dorf kann man sich einen Urlaub ganz leicht ausmalen.

Obwohl viele Privatgrundstücke den See säumen, verläuft der öffentliche Wanderweg häufig direkt am Wasser.

Rennradfahrer ziehen in Gruppen bei ihrer gemeinsamen Sonntagsausfahrt an uns vorbei. Ich bin mit der Kamera zu langsam, um sie festzuhalten, doch auch der Ausblick übers Feld zum See hat heute Vormittag etwas Magisches.

Nach gerade einmal 2 Stunden erreichen wir den kleinen Weinort Buchillon, für den meine Schwester ihre Rückreise und ich meine Nächtigung geplant habe. Ich begleite sie zum Bahnhof, der nördlich der Bundesstraße und des Einkaufzentrums liegt und warte mit ihr auf den Zug.

Dankbar, für die gemeinsamen Stunden, die guten Gespräche und die Unterstützung bei meinem Projekt verabschiede ich sie mit Grüßen an ihren Freund Mat, und hoffe, sie bald wiederzusehen. DANKE, Anna!


Ich bleibe. Habe ich doch noch 10 Tage Zeit und Vieles vor mir.


Beim McDonalds nutze ich die Sanitäranlagen, und esse ein paar Pommes - womit ich heute der erste Kunde des Tages werde. Danach kehre ich ins Dorf Buchillion zurück und genieße das ruhige Ambiente. In der Mitte der Siedlung liegt die Dorfkapelle zwischen duftenden Blumen.

Bushaltestelle, Informationsstand und Brunnen sind unweit davon zu einem gemeinsamen Unterstand zusammengefasst.

Am westlichen Ortsrand finde ich einen öffentlich zugänglichen Seezugang. Vor einer Waldlichtung lege ich mich zufrieden in die Sonne, höre den kleinen Wellen beim stranden zu und verliere das Gefühl zu Raum und Zeit. In diesem ruhigen und erholsamen Zustand versinke ich für mehrere Stunden. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich das erleben darf!

Meine Erholungsphase wird abgerundet von einem ausgezeichneten Appartmenthotel direkt am Jakobsweg, zu dem ich mich gegen 15 Uhr aufmache.


Einen ganzen weiteren Tag Pause und Ruhe möchte ich mir an diesem liebenswerten Ort morgen gönnen, bevor abends meine liebe Freundin Julia eintrifft, die mich auf dem Weg der nächsten Tagen begleiten wird. Schon jetzt habe ich eine große Vorfreude darauf.


Bonne nuit!

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1 Comment


Hermann Exenberger
Hermann Exenberger
Oct 12, 2021

Lieber Simon,

einen ganzen weiteren Tag P a u s e und R u h e....Dieser Satz lässt mich über Pausen nachdenken.

Zum Glück gibt es P a u s e n

Zu meinen großen Irrtümern in meiner Berufstätigkeit hat die Annahme geführt, dass ich durch Beschleunigung und Steigerung meiner Handlungs- Erlebnissen pro Zeiteinheit mehr Leben ins Leben bringen könne. Jetzt weis ich es besser, erreicht wird das Gegenteil. Umso mehr wird das Leben zu einem pausenlosen Kampf gegen die Zeitnot. Die Zeit-Verdichtung macht im TV jede Pause zur Sendestörung, im Straßenverkehr zu einem Ärgernis und in der Welt der Arbeit zu einem Geldverlust. Der Totalverwertung von Zeit in Geld steht die Pause einfach im Wege.

Ich halte fest: Die…


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