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Etappe 16 - Hinterreit nach Lofer

Autorenbild: Simon ExenbergerSimon Exenberger

Nach tiefem Schlaf erwache ich und könnte mich gern nochmal umdrehen um weiterzudösen: draußen ist es noch ziemlich dunkel und es nieselt weiterhin. Gegen 08:15 komme ich in den Frühstücksraum und bin der Erste, der einen der wenigen gedeckten Tische belegt. Während der Plan geschmiedet wird, heute einige „Meter zu machen“, lade ich die Energiespeicher am großen Buffet ordentlich auf. Kurz nach 9 Uhr starte ich die Etappe und überschreite bald darauf die Staatsgrenze zu Deutschland.

Wenig später schreite ich einen Hügel in die Stadt Bad Reichenhall hinunter. An der Ruhe im Ort, der auf eine Geschichte des Salzabbaus zurückblickt, fällt mir auf, dass heute ja Samstag ist. Nach einem Kurzbesuch in der Kirche St. Nikolaus verlasse ich die Stadt Richtung Süd-Westen und passiere die beeindruckende Bergbahn auf den Predigtstuhl hinauf.

Der Fluss, der hier zu sehen ist und der auch Bad Reichenhall umströmt, ist die Saalach. Sie wird mich noch den ganzen Tag begleiten. Zunächst gehe ich dem weitläufigen Saalach-Stausee entlang und genieße dabei den Blättertunnel in hunderten verschiedenen Herbstfarben.

Das „kleine deutsche Eck“, das ich hier beschreite folgt konsequent der Saalach. Rundum hängen Hochnebel und tiefe Wolkenpölster. Sie verdecken die Sicht auf die höheren beschneiten Gipfel, deren hochalpines Ausmaß sich nur auf der Wanderkarte erahnen lasst. Die Luft ist feucht und frisch und die Hänge sind triefend nass nach den letzten regenreichen Tagen.

Ich bin froh über die Routenführung abseits der Landstraße und komme gut voran. Gerade die Begleitung des aktuell wasserreichen und reißenden Flusses macht das Gehen sehr kurzweilig. Schon bald übertrete ich wieder die Staatsgrenze zurück nach Österreich. Gegen Mittag lässt der Nieselregen langsam nach und es wird zögerlich aber doch etwas heller. Ich nehme es sportlich und habe inzwischen einen ziemlich flotten Schritt knapp über 5km/h eingelegt.

Was hier auf Fotos recht trist aussieht, ist für mich angesichts des ausbleibenden Regens schon recht erfreulich. In der Nähe der Ortschaft Unken lege ich eine Pause ein und bin mit meiner kürzlich gekauften Thermosflasche äußerst zufrieden.

Nachdem ich heute noch keine Unterkunft gebucht habe, mache ich gegen 15 Uhr einen Blick auf die Uhr und der Zielort Lofer verfestigt sich. Zunächst noch der Saalach entlang und dann über einen kleinen Hügel zur Antoniuskapelle wandere ich gedankenversunken. Anfang der Woche hatte noch der letzte Teil des Auswahlverfahrens für die Stelle als Flugretter am Notarzthubschrauber Christophorus 9 stattgefunden, zu dem ich eingeladen war. Ich versuche überschwellende Selbstkritik zu vermeiden, doch mit all der Zeit die ich heute habe, fallen mir mehr und mehr meiner kleinen Fehler in den Prüfungsszenarien ein. Die Zeit „mit sich selbst“ kann lehrreich sein - aber man muss sie auch aushalten.

Um 17 Uhr treffe ich bei Lofer ein und beobachte einige “wilde Hunde“ nach dem Rafting aus der Saalach steigen. Auch ich bin heute gefragt worden, warum ich mir das Wandern bei diesem Wetter antäte - doch Wildwasser-Rafting ist vielleicht noch einmal eine andere Hausnummer. Ich beende das Tracking der Sportuhr und bemerke, dass bereits 35 km zurückgelegt sind obwohl ich das Gefühl habe noch einige mehr gehen zu können. An dieser Stelle möchte ich zwei Neuerungen im Equipment erwähnen: Schuhe und Wanderstöcke. Lob ergeht (ungesponserter Weise) an den Hersteller Salewa - meine neuen Schuhe sind deutlich leichter als jene zuvor und auch (für die doch häufigen Asphaltpassagen) merklich besser gedämpft. Der Schuh umschließt den Knöchel und gibt mir das Gefühl von Leichtigkeit und Schnelligkeit bei ausreichender Sicherheit. An die Integration der Wanderstöcke muss ich mich erst gewöhnen: Beim Auf- und Abstieg sehr hilfreich, fühle ich mich in der Ebene ans oft belächelte Nordic Walking erinnert. Außerdem kann ich mich mit dem klackernden Geräusch der Metallspitzen auf dem Asphalt nicht anfreunden.


Nun wird es Zeit für eine Suppe und was auch immer das Restaurant des Hauses noch zu bieten hat.


bis morgen :)





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