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Etappe 15 - Salzburg nach Hinterreit

Autorenbild: Simon ExenbergerSimon Exenberger

Endlich ist es soweit: Nachdem eine kräftige Verkühlung (derzeit natürlich inclusive COVID19 PCR Testung) die geplante Fortsetzung des Weges vor 3 Wochen verhindert hat, bemühe ich mich vor Ende der Sommerzeit noch eine Handvoll Tage frei zu bekommen. Am heutigen verregneten Freitag setze ich mich also um 11:30 in den Zug und steige nicht einmal 2:30h später in Salzburg wieder aus. Der touristisch oft begangene Weg führt mich vom Hauptbahnhof zum Mirabellgarten, wo sich die schönen Rosen inzwischen langsam dem bevorstehenden Winter beugen. Jahreszeit und Wetter zum Trotz präsentiert sich der Garten farbenfroh.

Von hier aus spaziere ich durch die sonst so überfüllten Gassen und Plätze der Salzburger Altstadt. Getreidegasse, Residenz- und Domplatz, St. Peter, die Felsenreitschule: Der Anblick ist bekannt und beeindruckt trotzdem jedes Mal aufs Neue. Ich bin geneigt, die Stadt länger auf mich wirken zu lassen, mich in ein Kaffeehaus zu setzen und während der Lektüre von Thomas Bernhard die eine oder andere Zigarette zu rauchen.

Über das alte Kloster St. Peter gelange ich zum Festspielhaus und weiter zum Mönchsbergtunnel. Ich nehme mir die Zeit, mit dem Aufzug zum Museum hinauf zu fahren und genieße oben Kaffee und Ausblick.

Wenig später wende ich der Altstadt den Rücken zu und steige den Mönchsberg Richtung Westen hinab. Zugegeben - einladend ist das Wetter nicht. Bei etwa 8 Grad weht mir der Nieselregen mal mehr und mal weniger entgegen. Der späte Start heute macht eine ganze Etappe im Ausmaß von etwa 30 km natürlich nicht möglich, aber ich bemühe mich, die Stadt schon Richtung Westen zu verlassen. Während ich mir schwer tue, in die Gänge zu kommen und der Regen gerade zulegt, lese ich das Schild „Brauwelt Stiegl“ und kehre nochmals kurz für eine Gustation ein.

So sehr mich eine Werksführung auch interessieren würde - es drängt die Zeit und bevor es dunkel wird will ich mein Tagesziel erreichen. Ich beiße die Zähe zusammen, breche auf und bemühe mich, das Tempo hoch zu halten, damit mir nicht kalt wird. Der nun wieder „offiziell“ markierte Jakobsweg führt am Hangar 7 vorbei und unterhalb der Start- und Landebahn des Flughafens durch.

Der wenig attraktive Abschnitt mit hohem Verkehrsaufkommen endet einige Hundert Meter nach dem Flughafen, wo die Bundesstraße zu einem Dorf verlassen wird.

Langsam gewöhne ich mich wieder an das Tempo, an das Auskommen mit mir selbst und die Ruhe. Details und „Kleinigkeiten“ fallen mir wieder mehr auf und auch das Vorankommen geht in einen akzeptierten Meditativrhythmus über. Im Hintergrund stehen Bergketten, die wenige Hundert Höhenmeter höher schneebezuckert sind, während ich einer Gruppe Hundeschul-Gehern samt ihren verspielten Schützlingen begegne. Vorne kann ich den, aus dem Radio bekannten „Grenzübergang Walserberg“ sehen und biege südlich auf den Radweg einer Landstraße ab. Jetzt wird es rasch dunkler und ich lege nochmals einen Zahn zu. Unerwarteterweise treffe ich auf einen etwa 60-Jährigen Herrn, der sich von den äußeren Umständen offenbar wenig beeindrucken lässt und eine Abendrunde läuft. Ich überlege, mit welchem Rezept man sich den Bewegungsdrang bis ins hohe Alter am Besten erhält - als er mich plötzlich anspricht. Treffsicher stellt er ohne lange Fragen fest, dass ich wohl Jakobswegpilger bin und erzählt, dass er selbst Anfang des Jahres aufgebrochen sei. Aufgrund der inzwischen ausgebrochenen Pandemie sei er „nur“ bis Genf gekommen und habe dann wieder nach Hause fahren müssen. „Ja, wir alle warten aufs nächste Jahr!“ sagt er, wünscht mir alles Gute und läuft weiter.


Kurz darauf treffe ich im Gasthof Steinerwirt ein und beziehe ein nagelneu renoviertes Zimmer. Ich hänge Nasses zum Trocknen auf, nehme eine heiße Dusche und bestelle anschließend das Tagesmenü im Gasthof. (Freitags natürlich Fisch..)


Der Wiedereinstieg ist geglückt und die Wetterprognose lässt Optimismus zu. Was ich noch schuldig bin ist die Karte...


bis morgen! :)







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