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Etappe 34 - Beckenried am Vierwaldstättersee nach Flüeli-Ranft

Autorenbild: Simon ExenbergerSimon Exenberger

Beim Aufstehen merke ich, dass ich mit den freundlichen Schweizern, die italienische Wurzeln hatten, zu lang auf den Europameistertitel der „Azzurri“ angestoßen habe. Der Seeblick vom Bett und später vom Frühstück aus lenkt ab und hilft in den Tag hinein.

Zunächst wandere ich dem See entlang westwärts, streife den Ort Buochs und halte mich südlich dem Berghang entlang.

Etwa 150 Höhenmeter über dem Tal komme ich an Bauernhöfen und Häusern mit alten Schindelfassaden vorbei. Diese Ziegen haben nicht nur einen schönen Stall und viel Platz mit Spielzeug, sondern auch einen herrlichen Ausblick auf den Vierwaldstättersee. Als ich vorbeigehe, nehmen sie gerade ihre Vormittagsjause zu sich.

Eine Kappe in den österreichischen Farben und ein einschlägiger Dialekt entlarven einen Pilger aus der Heimat, den ich auf dem Weg nach Stans im Kanton Nidwalden bei einer Trinkpause treffe. Wir tauschen uns über die letzten Tage und das Etappenziel aus und kommen rasch ins Gespräch. Der pensionierte Gastronom Robert aus der Wiener Südstadt erzählt mir bald von seinem beruflichen wie auch privaten Leben, das viele Hochs aber auch Tiefs kennt. Er berichtet von einer schweren Krankheit im Jahr 2017, als er sich das Ziel setzte, bei Genesung den Jakobsweg zu gehen. Viele Momente seines bewegten Lebens habe er in den letzten einenhalb Monaten nochmals reflektiert und sagt mit Überzeugung: Das wichtigste ist, sich nicht aufzugeben und immer wieder neu oder etwas Neues zu beginnen! Die wertschätzende Begegnung ist kurzweilig und tiefgründig, so erreichen wir bald den Ort Stans.

Ich nehme mir Zeit und lasse den Innenraum der Kirche St. Peter und Paul auf mich wirken. Beim Nachlesen erfahre ich, dass die Architektur beispielhaft für den Frühbarock ist. Mich beeindruckt der Kontrast des schwarzen Mamoralters zu seinem hellen Überbau.

Erneut einige Höhenmeter aufwärts führt die Strecke um das knapp 1900 hm hohe Stanserhorn herum.

Während die Sonne wieder drückend wird, machen Hinweistafeln darauf aufmerksam, dass dieser Wegabschnitt nach dem schweizer Nationalheiligen Bruder Klaus benannt ist. Der Mann lebte im 15. Jahrhundert und leistete einen wichtigen Beitrag zur Festigung der Eidgenossenschaft, die in einem Bürgerkrieg auseinanderzubrechen drohte. Inzwischen im Kanton Obwalden angekommen passiere ich das Kloster Bethanien, das gerade renoviert wird, und steige in St. Niklausen zur gleichnamigen Kapelle hoch. In dem Gotteshaus, das als eines der ältesten Bauwerke der Zentralschweiz gilt, ist eine bemalte Holzdecke erhalten.

Vor der Kirche lege ich den Rucksack für eine Trinkpause ab. Rechts gegenüber ist der Berg Pilatus zu sehen.

Steil fällt als Gelände zum Fluss Melchaa ab. Gut, dass einige Pioniere den Weg mit Treppen befestigt haben.

Nachdem ich den Fluss gequert habe, komme ich an den Ort im Graben, der Ranft genannt wird. Hier soll sich Bruder Klaus als Einsiedler niedergelassen haben. Mehrere Kapellen säumen den Weg und auch ein Shop für allerlei Andenken ist hier zu finden.


Auf der anderen Hangseite der Schlucht müssen die gezählten 330 Stufen wieder aufwärts bezwungen werden, bevor man in den Wallfahrtsort Flüeli-Ranft gelangt. Schon von weitem sichtbar dominiert ein Jugendstil-Hotel aus dem Jahre 1896 das Ortsbild. Für die denkmalpflegerische Renovierung hat das Hotel 2002 eine Auszeichnung erhalten.

Ich suche die Rezeption auf und muss nach der Preisauskunft nochmals abwägen - entscheide mich aber dafür, mir diesen Luxus heute zu gönnen. Belohnend überreicht mir der junge Rezeptionist den Schlüssel für ein Zimmer mit Seeblick in der obersten Etage.


Bewusst hat man hier auf einen Fernseher im Zimmer verzichtet, dafür steht ein Fernglas bereit, um den Focus ganz auf diese wunderbare Landschaft zu legen. Recht haben sie!

Auch beim Abendessen genieße ich diesen Ausblick, insbesondere aber eine Spitzenküche. Ein Besuch ist hier absolut zu empfehlen!

52 Ansichten1 Kommentar

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1件のコメント


Hermann Exenberger
Hermann Exenberger
2021年7月13日

Lieber Simon,

in großer Dankbarkeit darf ich wieder deine guten Bilder erleben ( miterleben) und deine textliche Dokumentationen " verkosten".

Gedanken aus Wien, wie ich die Zeit hier in der Stadt erlebe:

Heiß oder kalt?

30 Grad im Schatten! Schwierig dies aushalten ?

Da fällt es mir nicht schwer von Schnee von Eis zu träumen.

Aber da fällt mir natürlich gleich ein wie ich im Winter von 30 ° im Schatten träumte.

Wie so oft im meinen Leben, wünscht man sich gerade das, was ich im Augenblick nicht haben kann!

Warum schreibe ich das; Weil mich deine Naturbilder, die satten grünen Täler und Wiesen, die Gewässer schon alleine durch die Betrachtung Erfrischung erleben lassen.

Ich darf dir für die nächste…

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